Chronische Schmerzen betreffen Millionen von Menschen weltweit und stellen eine erhebliche Belastung für die Lebensqualität dar. Klassische Schmerztherapie-Methoden bieten oft nur kurzfristige Linderung, weshalb der Bedarf an kombinierten / multimodalen Behandlungsmethoden stetig wächst.
Der multimodale Therapieansatz: Ganzheitliches Schmerzmanagement
Im Unterschied zu klassischen Methoden, die oft nur auf die Behandlung von Schmerzsymptomen abzielen, kombiniert der multimodale Ansatz verschiedene Disziplinen, um die Ursachen der Schmerzen ganzheitlich anzugehen. Hier sind die wichtigsten Bestandteile dieses Ansatzes:
Medikamentöse Schmerztherapie: Symptomlinderung
Medikamente bleiben ein wesentlicher Bestandteil der multimodalen Therapie, dienen jedoch nur zur Unterstützung anderer Maßnahmen. Schmerzmittel verschiedenster Art und Wirkungsmechanismus oder Psychopharmaka helfen, akute Schmerzen zu lindern, während die eigentlichen Ursachen durch andere Methoden behandelt werden.

Physiotherapie: Bewegung als Heilmittel
Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle im multimodalen Ansatz, da sie hilft, die körperliche Funktion zu verbessern und die Schmerzempfindlichkeit zu verringern. Durch gezielte Übungen, Dehntechniken und Bewegungsförderung lernen Patienten und Patientinnen, ihre Beweglichkeit zu verbessern und muskuläre Dysbalancen auszugleichen, was langfristig zu einer Reduktion der Schmerzen führen kann. Zudem bietet die Physiotherapie oft eine regelmässige Begleitung des Belastungsaufbaus trotz Schmerzen, was zu einer Steigerung der Lebensqualität und einer verbesserten sozialen Integration führt.

Psychologische Begleitung: Schmerzbewältigung und Stressreduktion
Da chronische Schmerzen oft mit psychischen Belastungen wie Angst, Depressionen oder Stress einhergehen, ist die psychologische Betreuung ein wesentlicher Bestandteil der multimodalen Therapie. Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und Achtsamkeitstraining (Mindfulness) oder Entspannungsübungen sind bewährte Methoden, um den mentalen Umgang mit Schmerzen zu verbessern. Diese Ansätze helfen Patienten, Schmerz anders wahrzunehmen und den Teufelskreis aus Schmerz, Stress und emotionaler Belastung zu durchbrechen.

Ergotherapie: Den Alltag bewältigen
Ergotherapie konzentriert sich darauf, den Patienten dabei zu helfen, trotz Schmerzen ihren Alltag bestmöglich zu gestalten. Sie unterstützt die Anpassung von Bewegungen und Tätigkeiten, um schmerzfördernde Belastungen zu vermeiden und den Alltag selbstbestimmt zu meistern. Zudem kann die Ergotherapie helfen Struktur in den Alltag zu bringen und ein geeignetes Pausenmanagement zu erreichen. Die Wiederherstellung oder Erhaltung der Lebensqualität steht hier im Mittelpunkt.
Sozialberatung und Patientenschulung: Langfristige Unterstützung
Der soziale Aspekt ist bei chronischen Schmerzpatienten ebenfalls von großer Bedeutung. Sozialarbeiter:innen oder speziell geschulte Therapeuten können den Patienten dabei helfen, mit den sozialen und beruflichen Herausforderungen umzugehen, die durch Schmerzen entstehen.
Patientenedukation: Ein Verständnis für das eigene Krankheitsbild schaffen
Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Teil des multimodalen Therapieansatzes ist die Patientenedukation. Hierbei wird dem Patienten ein fundiertes Wissen über sein Krankheitsbild, die zugrundeliegenden Diagnosen und die biologischen, psychologischen sowie sozialen Aspekte der Schmerzentstehung vermittelt. Wenn Patienten ein besseres Verständnis für die Mechanismen ihres eigenen Körpers und ihrer Beschwerden entwickeln, können sie aktiver an ihrem Schmerzmanagement mitwirken.
Diese Aufklärung hilft, unrealistische Erwartungen zu reduzieren und die Angst vor Schmerzen zu mindern. Gleichzeitig lernen Patient:innen, ihre eigenen Schmerzsignale zu deuten und adäquate Bewältigungsstrategien zu entwickeln. Dies verbessert nicht nur die Zusammenarbeit mit dem medizinischen Team, sondern erhöht auch die Chancen auf eine langfristige Verbesserung der Beschwerden. Patientenedukation kann also dazu beitragen, die Eigenverantwortung zu stärken und den Umgang mit Schmerzen nachhaltig zu erleichtern.

Vorteile des multimodalen Therapieansatzes
Der multimodale Ansatz zielt darauf ab, den Patienten ganzheitlich zu behandeln, anstatt nur einzelne Symptome zu lindern. Indem physische, psychische und soziale Aspekte des Schmerzes berücksichtigt werden, kann eine nachhaltige Schmerzlinderung erzielt werden. Studien zeigen, dass dieser Ansatz insbesondere bei chronischen Schmerzerkrankungen wie Rückenschmerzen, Fibromyalgie und rheumatischen Erkrankungen deutliche Verbesserungen bewirken kann.
Fazit:
Der multimodale Therapieansatz bietet eine umfassende Lösung für das Schmerzmanagement bei chronischen Schmerzpatienten. Durch die Kombination verschiedener Disziplinen – von Physiotherapie über psychologische Betreuung bis hin zu medikamentöser Unterstützung – werden nicht nur die Symptome behandelt, sondern auch die zugrunde liegenden Ursachen angegangen. Dies führt zu einer verbesserten Lebensqualität und langfristigen Schmerzlinderung.

Quellen
B. Arnold, T. B.-R. (2014). Multimodale Schmerztherapie für die Behandlung chronischer Schmerzsyndrome. Der Schmerz, S. 459-472.
Birkenmeier, A. (2023). lebenmitschmerz.ch. Von Patient Empowerment – es braucht Mut, aber es lohnt sich!: https://lebenmitschmerz.ch/artikel/patienten-empowerment abgerufen
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Nobis, H.-G. (2019). Interdisziplinär-multimodale Schmerztherapie. Von Deutsche Schmerzgesellschaft e.V.: https://www.schmerzgesellschaft.de/topnavi/patienteninformationen/netzwerke-der-versorgung/interdisziplinaer-multimodale-schmerztherapie abgerufen
S. Careddu, A. L. (2021). Effektivität einer individualisierten, multimodalen Behandlung bei chronischen Schmerzpatienten. Der Schmerz, S. 30-38.